01.03.2024 – 01.09.2024

Blut & Staub – Wenn Reststoffe zu Werkstoffen werden

Logo Blut & Staub – Wenn Reststoffe zu Werkstoffen werden
Logo Blut & Staub – Wenn Reststoffe zu Werkstoffen werden
Sabina Brägger, Tasche aus Störhaut, aus Kaviarproduktion, Foto: Hans Schürmann; Grafik Design: Janic Fotsch (Ausschnitt Einladungskarte)
Bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung von Materialien fällt immer etwas ab. In industriellen Produktionsanlagen, auf Baustellen oder in Werkstätten, aber auch beim Umformen, Veredeln oder Verpacken entstehen Stoffe, die oft ungenutzt bleiben und thermisch entsorgt, deponiert oder exportiert werden.

Können Reststoffe aus der Bauindustrie, der Lebensmittelverarbeitung, der Textilherstellung und der Tierhaltung die Rohstoffe der Zukunft sein? Und könnten sogar Stoffe wie menschliche Ausscheidungen und Haare oder auch Kohlendioxid und Feinstaub verwertet werden?

Die Sonderpräsentation zeigt die wertschätzende Nutzung von Reststoffen als Werkstoffe und macht auf das unausgeschöpfte Potenzial von Materialien aufmerksam, die heute immer noch als Abfallstoffe bezeichnet werden.

Eine Kooperation des Gewerbemuseums Winterthur und dem Material-Archiv der Zürcher Hochschule der Künste.

Formafantasma/IT, Wasserbehälter aus Kuhblase u. a.; Julian Lechner/DE, Kaffeebecher aus Kaffeesatz, Holzfasern u. a.; Fotos: Hans Schürmann

Werfen wir einen Blick zurück, zeigt sich, dass die Nutzung von Sekundär- und Reststof­fen zur Herstellung massenverarbeitbarer Materialien keine völlig neue Geschichte ist. So vereint beispielsweise der historische Proto-Kunststoff Bois Durci aus dem frühen 20. Jahrhundert die Materialien Blut und Staub in Form von Rinderblut und Holzstaub in sich. Vorwiegend genutzt als kostengünstiges Ersatzmaterial für Holz und Gusseisen verdräng­ten ihn in den 1920er-Jahren neue industrielle Kunststoffe. Heute wird er in der Material­entwicklung und im Produktdesign wieder neu erforscht. Andere Werkstoffe aus Rest­stoffen sind heute noch immer alltäglich. Polyvinylchlorid (PVC), ursprünglich entwickelt, um den Reststoff Chlor zu binden, wurde zum erfolgreichsten Kunststoff der Nachkriegs­zeit. Oder Holzfaserplatten, aus Sägemehl und Restholz der Holzindustrie gefertigt, neh­men einen grossen Stellenwert in der Bau- und Möbelindustrie ein.

Doch gleichzeitig werden auch viele Reststoffe übersehen, sind wenig geschätzt oder sogar mit Ekel behaftet. Zirkuläre Materialnutzungsszenarien mit dem Ziel einer Kreislauf­wirtschaft werden zwar bereits vielerorts diskutiert, doch mangelt es noch häufig an Akzeptanz, anfallende Stoffe konsequent als Werkstoffe zu begreifen. Neben Forschun­gen im Labor sind hier Wissenschaftsvermittlung und nachhaltige Designentwürfe ge­fragt, um die Grenzen der Ästhetik dessen, was bis anhin als «Abfall», «Müll» und «Schmutz» bezeichnet wird, auszuweiten. Auseinandersetzungen mit dem Thema inner­halb der Kunst oder des experimentellen Designs können die allgemeine Wahrnehmung von Materialien ebenfalls beeinflussen.

Mit Projekten von:

Céline Arnould, CH / Vanessa Billy, CH / Sabina Brägger, CH / Byron Clark, UK / FluidSolids AG, CH & Shibuleru, Lukas Scherrer, CH / Formafantasma, IT / Souhaïb Ghanmi, CH / Max Greiner, DE / Isolena Naturfaservliese GmbH, AT / Tiziana Halbheer, CH / Hot Wire Extensions, CH / Kaffeeform GmbH, DE / Sinae Kim, UK/SK / Ville Kokkonen, CH/FI & Arkio Industries Ltd., FI / Leonor Kotoun, CH / Museo della Merda, IT / Julian Nachtigall-Lechner, DE / Plastic Innovation Competence Center, PICC, CH / Raúl Laurí Design Lab, SP / RECUP’HAIR, CH / Renewcell, SE & H&M, SE / Laura Lynn Reyes, CH / Rhino Machines Pvt. Ltd., IN / Ruckstuhl, CH / Shards, DE / Solidwool, UK / Studio Billie van Katwijk, NL / Studio Peipei, DE / Studio ThusThat, NL / swisspor AG, CH / Texaid, CH / The Tyre Collective, UK / Vuna GmbH, CH / WaterHub, Empa/EAWAG & Sandec, CH / Whisperwool, AT / Zelfo, DE & Inga Aleknaviciute, DE / u. a.

Sowie Projekten von Studierenden aus:
Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, CH
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, DE
ELISAVA Barcelona School of Design and Engineering, ES
Hochschule Luzern HSLU, CH

Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung

So 28.04.2024
Öffentliche Führung: Blut & Staub
Öffentliche Führung: Blut & Staub
Mit Leonor Kotoun, Designerin und Mitarbeiterin Ausstellungskonzept
Zur Veranstaltung
29.04. – 03.05.2024
Frühlingsferien-Workshop: Plastik aus Mais? Biokunststoffe selber herstellen
Frühlingsferien-Workshop: Plastik aus Mais? Biokunststoffe selber herstellen
Plastik wird fast immer aus Erdöl hergestellt und verbraucht fossile Rohstoffe, die nicht nachwachsen. Das bringt die Welt aus dem Lot und schadet dem Klima. Im Frühlingsferien-Workshop suchen wir nach Alternativen und experimentieren mit Biokunststoffen aus Algen, Mais oder auch Kaffeesatz. Ab 12 Jahren.
Zur Veranstaltung
So 19.05.2024
Workshop für alle: Gips-Confiserie
Workshop für alle: Gips-Confiserie
Am Internationalen Museumstag im Museumsatelier im Rahmen der Sonderpräsentation «Blut & Staub», geeignet für Erwachsene, Familien und Kinder ab 4 Jahren.
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Informationen für Medienschaffende

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