Das Radfahren feiert seit einigen Jahren ein Comeback. Während Jahrzehnten war es in erster Linie ein pragmatisches, billiges und ökologisches Fortbewegungsvehikel oder wurde für Freizeit und Sport genutzt. Dass es sich zum trendigen Lifestyle-Nahverkehrsmittel gemausert hat, hängt nicht zuletzt mit smartem Design und modischem Zubehör zusammen. Auf diesen neuen Status reagiert auch der Markt und kurbelt die Produktion entsprechend an. Junge Städterinnen und Städter investieren in individualisierte, qualitativ hochwertige Räder, gleichzeitig werden Retroräder gehegt und gepflegt, wie man es sonst nur von automobilen Oldtimern her kennt.
Zahlreiche kleinere Manufakturen haben den Markt der Sehnsucht nach Qualität und Unverwechselbarkeit innerhalb des Fahrraddesigns entdeckt. Während beispielsweise viele der grossen Radhersteller auf vergleichsweise kostengünstige Materialien und Produktionsstandorte setzen, verfolgen diese Kleinproduzenten ganz andere Konzepte und produzieren mit alternativen Materialien wie hochwertigem, handverarbeitetem Stahl oder Karbon, aber auch Holz und Bambus – oder ganz neu mit 3D-gedruckten Kunststoffen – erstklassige und stylishe Räder mit individuellem Ausdruck und komfortablen Antriebssystemen für städtische Radfahrer. Aber auch die grossen Unternehmen haben die Trendwende realisiert und lenken seit der Jahrtausendwende den Blick vermehrt auf das Fahrrad. So wandten sich selbst Designer aus der Automobilbranche von den Vierrädern ab und beschäftigen sich neuerdings mit Zweirädern, und ausgewählte Unternehmen arbeiten bewusst nicht nur mit bewährten Fahrraddesignern zusammen in der Annahme, dass diese zu stark in Konventionen verhaftet wären. Gleichzeitig hat bei den E-Bikes die Entwicklung hinsichtlich Technik und auch Design in den letzten Jahren einen Quantensprung gemacht, sodass es kaum verwunderlich ist, dass immer mehr Leute die Vorzüge von Elektrofahrrädern entdecken. Dafür sprechen auch die Verkaufszahlen, die rasant in die Höhe schnellen: Die E-Bikes sind in der Schweiz die am schnellsten wachsende Verkehrsgruppe überhaupt. Begründet wird diese ungebrochene Popularität nicht nur mit dem aussergewöhnlichen Fahrgefühl, sondern ebenso mit den verstopften Innenstädten sowie den überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln, was Pendler auf sinnvolle Alternativen ausweichen lässt. Mit einem E-Bike kann je nach Modell ein Tempo von 45 km/h und mehr erreicht werden, was sich leider auch in der Unfallstatistik niederschlägt. Die verschiedenen Verkehrsteilnehmer müssen sich zunächst noch an die neuen Tempi gewöhnen, doch auch die Städte- und Verkehrsplanung ist gefordert.
Die Renaissance des Velos wird in einigen europäischen Städten noch immer weitgehend ignoriert, in andern hingegen einfallsreich gefördert. Kopenhagen, Amsterdam, Paris oder London begegnen der Herausforderung mit unterschiedlichen Verkehrskonzepten mit zum Teil hohen Investitionen und ehrgeizigen Zielsetzungen. «Bike I Design I City» nimmt diese gebauten oder in Planung befindlichen städtebaulichen Umwälzungen in den Fokus und präsentiert gleichzeitig Utopien und Visionen, die vielleicht dereinst unsere Städte neu prägen werden. Denn trotz hoher Investitionen in neue Verkehrsinfrastrukturen für Zweiräder befindet sich der Kosten-Nutzen-Vergleich zwischen Automobil und Fahrrad in Schieflage. Radfahrer bescheren einer Stadt nicht nur tiefere Gesundheitskosten, auch jeder gefahrene Kilometer kostet sie viel weniger.
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